Mein Ansatz


Autismus braucht Aufklärung. Das mag überraschen, wo wir doch gefühlt fast täglich in irgendeiner Form mit Autismus in Berührung kommen: in der Literatur, in Fernsehfilmen und -serien, in Reportagen, in der Presse und so weiter. Manchmal könnte sogar der Eindruck entstehen, mit Autismus fast "überschwemmt" zu werden. Man könnte dem Eindruck erliegen, dass es ein eindeutiges Bild, ein gültiges und anerkanntes Konzept von Autismus gibt. Dem ist aber nicht so.

Autismus braucht Aufklärung. Die Publikationen und Forschungen zu Autismus haben in den letzten Jahren noch einmal sehr deutlich zugenommen. Es ist fast unmöglich, sie zu überblicken, geschweige denn, sie gelesen zu haben. Gegenwärtig steht die Frage nach den Ursachen von Autismus im Zentrum der Forschung, nachdem es zuvor um Beschreibungen des beobachtbaren Verhaltens gegangen war, die Grundlage für eine Diagnose wurden. Autismus wurde als Störung definiert. Damit war der weitere Weg besiegelt. Fortan ging es um Therapien. Das Autismusbild aber blieb diffus. Und nicht alle Therapie- und Förderangebote waren gut - im Gegenteil, sie waren sogar schädlich und traumatisierten autistische Menschen (v.a. ABA).

Autismus braucht Aufklärung. Allen Forschungen ist gemein, dass sie von außen auf den autistischen Menschen und sein anderes Verhalten schauen. Sie konstruieren ein Autismusbild, welches den autistischen Menschen übergestülpt wird. Mit der Diagnose erhalten sie einen Defizitkatalog an die Hand, der von nun an ihr Leben und ihr Selbstwertgefühl bestimmt.

Autismus braucht Aufklärung. Immer mehr öffentliche autistische Stimmen tragen jedoch dazu bei, autistisches Verhalten zu verstehen. Denn: die Außen- und Innensichten sind nicht kongruent. Aufgabe ist es nun, das autistische Erleben, die andere Wahrnehmung, das andere Denken noch mehr in die Öffentlichkeit zu bringen, um das Leben autistischer  Menschen zu verbessern, indem das Verstehen und damit das Verständnis und die Akzeptanz des autistischen Anders-Seins größer werden. Damit Inklusion und Teilhabe gelingen. Damit Autist*innen ihr Potenzial entfalten können und die Gesellschaft dieses nutzt!


Autismus in Kurzform

Autismus ist eine unsichtbare Behinderung. Die Diagnose wird vor allem aufgrund von beobachtetem Verhalten gestellt.

Genetische Besonderheiten und Umweltfaktoren, wobei der Genetik der Hauptanteil zugeschrieben wird, führen zu einer anderen Funktionsweise des Gehirns. Das wird zur besseren Veranschaulichung oft als ein anderes „Betriebssystem“ beschrieben (ähnlich wie Windows und Apple).

Die andere Funktionsweise des Gehirns führt nun wiederum dazu, dass Autist*innen Reize anders als nicht-autistische Menschen wahrnehmen und Informationen ebenso anders verarbeiten. Deshalb erleben sie die Welt anders und haben andere Bedürfnisse. Dies alles ist von außen nicht sichtbar, also anders als bei z.B. körperlichen Behinderungen.

In dieser Unsichtbarkeit liegt die Problematik. Bei sichtbaren Behinderungen können wir mögliche Hilfen und Unterstützungen antizipieren. Zudem ist die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung grundsätzlich ähnlich. Bei Autismus ist das anders. Nicht-autistische Menschen können die andere Wahrnehmung und Informationsverarbeitung nicht antizipieren. Sie sind darauf angewiesen, dass die autistischen Menschen ihnen diese schildern, so dass dann Hilfen und Unterstützungen gefunden werden können. Das Problem ist nun, dass die Wahrnehmungen und Informationsverarbeitung wirklich sehr unterschiedlich sind und ein gegenseitiges Hineinversetzen in den jeweils Anderen kaum möglich ist, weil wir die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung des Anderen nicht kennen und nie tatsächlich nachempfinden werden können.

Sichtbar wird das aus Sicht der nicht-autistischen Menschen andere Verhalten von Autist*innen, das auf sie eigenartig, befremdlich, nicht verständlich wirkt. Das führt häufig zunächst einmal zu Abwehrreaktionen. Fehlt das Wissen über Autismus, wird das Verhalten falsch interpretiert und die autistische Person verurteilt. Es werden an sie Anforderungen gestellt, die sie nicht erfüllen kann, was ihr wiederum als Faulheit, Nicht-Wollen o.ä. unterstellt wird. Außerdem geraten gerade autistische Schüler*innen schnell zu Mobbing-Opfern.

Die Kernsymptome von Autismus sind Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation, repetitives und restriktives Verhalten und Routinen sowie Besonderheiten in der sensorischen Wahrnehmung und Verarbeitung.

Wie sich die Kernsymptome äußern und in welchen beobachtbaren Verhaltensweisen sie sichtbar werden, können Sie in meinen Podcast-Folgen nachhören.

 
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